Hamburg, 13.08.2020 (NA/HKU): Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) fordert
„pädagogische Phantasie statt übertriebener Restriktionen im Schulalltag“. Schutzmaßnahmen
müssen altersgemäß umsetzbar sein und dürfen die Begegnungs- und Bewegungsnotwendigkeiten
der Kinder nicht unverhältnismäßig einschränken.

„Lernen passiert niemals nur statisch im Kopf, sondern ist ein Bewegungsgeschehen, das körperliche
Aktivität ebenso braucht wie Sinneserfahrungen und Gefühlserlebnisse“, so Henning Kullak-Ublick,
Sprecher des BdFWS. Schulen brauchten sinnvolle Hygieneregeln, dürften aber nicht zu Orten werden, an
denen die Kinder und Jugendlichen von den elementarsten Voraussetzungen für ihre soziale, kognitive
und gesundheitliche Entwicklung abgeschnitten werden. „Kinder brauchen Bewegung und Begegnung wie
die Luft zum Atmen“, so Kullak-Ublick weiter. „Deshalb sollten wir in dieser schwierigen
Ausnahmesituation alles dafür tun, dass wir vor allem unsere pädagogische Phantasie aktivieren, um den
Kindern ein Lernen zu ermöglichen, das sie als handelnde, fühlende und denkende Wesen ernst nimmt.“
„In dieser Krisensituation brauchen wir offene und dynamische Lehrpläne. Wir müssen alle Möglichkeiten
ausschöpfen, um eine gesunde und angstfreie Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu fördern.“ Auch
notwendige Hygienemaßnahmen seien nur sinnvoll, wenn sie praktikabel umgesetzt werden könnten.
Unterricht im Freien, Kunstprojekte, die haptische Erfahrungen und eigene Tätigkeit ermöglichten, Singen
oder Musizieren mit Abstand außerhalb geschlossener Räume, Erntehilfe in der Landwirtschaft,
altersgerechte Forschungsprojekte in kleineren Gruppen, ökologische Projekte und vieles andere seien
nur einige Beispiele für Tätigkeiten, die reichlich Futter auch für kognitive Lernerfahrungen böten. Online-
Angebote könnten das Lernen sinnvoll unterstützen, aber nicht ersetzen.

Der BdFWS unterstützt ausdrücklich die Bemühungen zur Eindämmung der durch Sars-Covid-19
ausgelösten Pandemie. Eine Maskenpflicht im Unterricht lehnt er aber ebenso ab wie pädagogisch
kontraproduktive Distanzregeln. Kullak-Ublick: „Wir müssen den jungen Menschen emotionale, Willensund
Denkerfahrungen ermöglichen, die nicht von Angst geprägt sind, sondern die sie stärken, um in dieser
immer komplexer werdenden Welt zurechtzukommen. Wir brauchen daher nicht eine Reduktion, sondern
eine Erweiterung unseres pädagogischen Instrumentariums. Das muss die Leitidee für Bildungspolitik in
einer Pandemie sein.“


Kontakt: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
pr@waldorfschule.de, Infos auch unter waldorfschule.de/service/corona-faq

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

Die derzeit 252 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS)
mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In
Deutschland besuchen 90.000 Schüler:innen eine Waldorfschule. Die föderative Vereinigung lässt die
Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen
wahr.