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Aktionstag „Klare Kante gegen Rechtsextremismus“

Ein voller Saal mit einem gespannten Publikum, kompetente Referent*innen, Gelegenheit für anregende Gespräche und viele Fragen, eingerahmt von der Ausstellung „Rechtsaußen –
Mittendrin“ des Demokratiezentrums Hessen – der Aktionstag „Klare Kante gegen Rechtsextremismus“ der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Hessen am 22. Juni im Rudolf-Steiner-Haus Frankfurt war ein voller Erfolg! Die meisten Teilnehmenden kamen aus den hessischen Waldorfschulen, aber auch aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Rheinland-Pfalz waren Gäste extra zum Aktionstag angereist.

Die Veranstaltung bot hochkarätige Referent*innen

Dr. Frank Steinwachs vom Bund der Freien Waldorfschulen und Rechtsanwalt Martin Malcherek gaben Einblicke in die Situation an Waldorfschulen, Sven Daniel und Lea Plavcic vom Verfassungsschutz Hessen informierten über aktuelle Trends und Gefahren durch die Unterwanderung sozialer Netzwerke. Die Einführung erfolgte durch Landesgeschäftsführer Dr. Steffen Borzner, der in seinem Vortrag ein Bild der besorgniserregenden politischen Situation in Hessen und darüber hinaus zeichnete und auf die Wichtigkeit eines klaren Bekenntnisses zur Demokratie hinwies. 

„Graphic Recording“

Unterstützt wurde der Tag durch den Zeichner Marcus Frey, der mit der Methode des „Graphic Recording“ die Vorträge und Diskussionen in einer Art Comic festhielt. Dr. Frank Steinwachs eröffnete die Diskussion mit der Frage, warum gerade Waldorfschulen für Menschen mit rechter Gesinnung attraktiv sind. Er erklärte, dass seit der Corona-Pandemie verstärkt rechte Gruppierungen in alternative Schulformen drängen.

Insbesondere Elemente der Waldorfpädagogik würden von rechten Gruppen fehlgedeutet: Selbstverwaltung als Freidenkertum, das Klassenlehrersystem als Etablierung einer Führungspersönlichkeit, Gartenbauunterricht als Heimatschutz und zur Bewahrung der Volksgesundheit, und Handwerk als antimoderne Haltung. Steinwachs betonte die Notwendigkeit von Kenntnissen über Verschleierungstechniken und Strategien dieser Strömungen, gefolgt von Aufklärung und einer kritischen Selbstreflexion. Rechtsanwalt Martin Malcherek beleuchtete die Frage, was „rechts“ heute bedeutet. Er sprach von einer oft unausgesprochenen Allianz und Vermischung von Teilen der AfD, Reichsbürgern, Rechtsextremisten, Verschwörungstheoretikern, Antisemiten und völkischen Siedlergruppen. Auch Menschen aus dem anthroposophischen Umfeld, die inzwischen aus dem Schuldienst entlassen wurden, zählen zu diesen Gruppierungen.

Sven Daniel erklärte die Metapolitik der neuen Rechten, die darauf abzielt, Macht durch Alltagspolitik zu erhalten und die Gesellschaft durch gezielt rechte Formulierungen in sozialen Medien daran zu gewöhnen. Lea Plavcic verdeutlichte die Methoden der neuen Rechten auf Instagram und TikTok, wo ein Heer von Trollen für viele Klicks und Likes sorgt und so rechte Inhalte prominent platziert werden können. Diese Inhalte, oft in Form von Videos, die Harmonie und Zusammenhalt suggerieren, sind Teil eines ausgeklügelten Systems zur Verbreitung rechter Ideologien.

Der Tag brachte für die Anwesenden viele neue Erkenntnisse, die zu mehr Aufmerksamkeit in den Schulen und im eigenen Umfeld führten. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch die Ausstellung „Rechtsaußen – Mittendrin“ vom Demokratiezentrum Hessen, die im Foyer besichtigt werden konnte. Das Uganda-Projekt der Freien Waldorfschule Frankfurt stellte hier ebenfalls seine Arbeit vor. Mit dem Verkauf selbstgemachten Schmucks unterstützt die Schule ihre Partnereinrichtung in dem afrikanischen Land.

Natürlich kam die Aufklärung darüber, wie man sich rechten Tendenzen entgegenstellen kann, nicht zu kurz: Schon in der Schulsatzung jeder Waldorfschule sollte formuliert werden, dass rechtsextreme, rassistische und menschenverachtende Aktivitäten sich nicht mit dem Selbstverständnis der Waldorfpädagogik vertragen. Dies ermöglicht bei Zuwiderhandlung entsprechende Sanktionierung bis hin zum Schulausschluss. Vorfälle sollten immer an den Verfassungsschutz gemeldet werden. Sven Daniel und Lea Plavcic bieten zudem Unterstützung in Schulen an, um vor Ort zu helfen und aufzuklären. Nicht zuletzt kann die Ausstellung „Rechtsaußen-Mittendrin“ kostenlos von den Schulen bei der Philipps-Universität Marburg ausgeliehen werden, inklusive umfangreicher Unterrichtsmaterialien zur Ausstellung.

Dr. Steffen Borzner fasst die Veranstaltung zusammen: „An unserem heutigen Aktionstag haben wir selbst viel gelernt und setzen gleichzeitig ein starkes Signal nach außen: Waldorfschulen sind kein Ort für Rassismus und rechte Aktivitäten. Wir sehen es als wesentlichen Bestandteil unseres Bildungsauftrages, unsere Schülerinnen und Schülern zu weltoffenen und selbstbewussten jungen Menschen zu erziehen, die für Demokratie und Vielfalt einstehen.

Text und Fotos: Silvia Groß

 

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